kultur

Mondpalast Wanne-Eickel

Ein Interview mit Prinzipal Christian Stratmann

Christian Stratmann vor dem Theater Mondpalast

Das Volkstheater ist im Ruhrgebiet eine feste Größe. Eines der bekanntesten und beliebtesten Häuser ist mit Sicherheit der Mondpalast in Wanne-Eickel. Wir sprachen mit Gründer und Prinzipal Christian Stratmann über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.

Herr Stratmann, zwölf Jahre Mondpalast sind eine lange Zeit. Hat sich das Haus so entwickelt, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Auf jeden Fall. Wenn mir vor zwölf Jahren eine gute Fee prophezeit hätte, dass einmal mehr als eine Million Gäste nach Wanne-Eickel kommen würden, allen voran der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, um sich im Mondpalast köstlich zu amüsieren, hätte ich sie ausgelacht. Nehmen wir nur die Premierenkomödie „Ronaldo & Julia“. Damit hatten wir 2004 einen sagenhaften Start. Sogar die ARD-Tagesthemen waren da. Heute spielen wir dieses Stück immer noch, mit Standing Ovations bei jeder Vorstellung.

Warum haben Sie sich damals für Wanne-Eickel entschieden?

Bei allem Respekt vor Herne – Wanne-Eickel kennt in Deutschland jeder. Der Name steht als Synonym für Alles, was als „typisch Ruhrgebiet“ angesehen wird und gleichzeitig für diesen unvergleichlich trockenen, ehrlichen und immer ein bisschen respektlosen Humor der Region. Ich habe oft erlebt, dass die Menschen außerhalb des Ruhrgebiets schmunzeln, wenn sie Wanne-Eickel hören. Meine Idee war, Beides zu verbinden und Wanne-Eickel etwas Besonderes zu geben, was Niemand dort erwartet: einen Palast. Dass ich meinen Mondpalast dann gefunden habe, verdanke ich der damaligen Kulturdezernentin Dr. Dagmar Goch. Sie rief mich aus heiterem Himmel an und machte mich auf den noch leerstehenden städtischen Saalbau aufmerksam. Ein Besuch vor Ort reichte, um mich zu überzeugen.

Was macht den Erfolg des Theaters aus?

Unser Erfolg hat ein festes Fundament. Da sind zum Einen die unverwechselbaren Komödien von unserem Hausautor Sigi Domke, die es so nur im Mondpalast und an keinem anderen Ort zu sehen gibt. Zum Anderen haben wir ein wunderbares, unglaublich spielfreudiges festes Ensemble. Viele der Künstler sind übrigens seit Gründung im Mondpalast engagiert. Die Mondpalast-Regisseure, anfangs Gründungsintendant Thomas Rech und heute Ekki Eumann als Künstlerischer Leiter, begeistern unsere Gäste mit modernen Volkstheater-Inszenierungen, die stets höchst unterhaltsam sind und sich gleichzeitig einem ernsten, zeitgemäßen Thema widmen. Als Prinzipal trage ich die Verantwortung dafür, dass ein Besuch im Mondpalast vom ersten bis zum letzten Moment zu 100 Prozent unterhaltsam ist.

Manch einer sagt, Sie hätten das Volkstheater gerettet. Zu viel der Ehre oder ist da etwas dran? Ihr Bruder macht in Essen ja auch keinen schlechten Job.

Wir sind beide erfolgreich in dem, was wir tun und haben einen Riesenspaß dabei. Allerdings lassen sich die beiden Theater nicht vergleichen. Mein Bruder Ludger ist ein hervorragender Kabarettist, der selbst auf der Bühne steht. Mit Schauspiel jedoch hat er Nichts am Hut. Der Mondpalast dagegen ist Volkstheater im besten Wortsinn, mit einem festen Ensemble, mit Repertoire und Premieren. Ob wir im Mondpalast das Volkstheater gerettet haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Fest steht aber, dass wir dem Ruhrgebiet endlich ein Volkstheater geschenkt haben, das die Menschen versteht und das von den Menschen verstanden wird.

Braucht man Stars, um das Publikum zu locken?

Der Mondpalast von Wanne-Eickel ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Theater keine Stars braucht, um erfolgreich zu sein. Es braucht ein zündendes Konzept, mitreißende Komödien, ein spielfreudiges Ensemble und gute Regisseure.

Bundesverdienstkreuz am Bande 2002, Innovationspreis der SPD 2003, Beschäftigungsförderungspreis 2004 des Solidarfonds und „Kopf des Jahres 2012“ beim Essener Marketingclub. Das sind Auszeichnungen, die man nicht nebenbei verliehen bekommt. Sie kennen die Kulturszene in Herne und der Umgebung ziemlich gut. Was läuft richtig, was könnte verbessert werden?

Vieles läuft im Ruhrgebiet derweil richtig. Die kreative Szene hat in den letzten Jahren enorm an Schwung aufgenommen und auch gewonnen. Gerade auch in Herne setzt der neue Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda wichtige Akzente und zwar trotz aller anderen Probleme, die diese Stadt zu lösen hat. Er hat unter anderem alle Kultur- und Kunstschaffenden für einen ganzen Nachmittag an einen Tisch geholt, zum Kennenlernen, aber auch um Kontakte zu knüpfen und zu fördern. Das hat mich schon beeindruckt.

Wie sieht es mit der Nachwuchsförderung aus und tun Sie auch Etwas in diesem Bereich? Haben ganz junge Kreative eine Chance bei Ihnen?

Über die Jahre hat sich der Mondpalast zu einer der ersten Adressen entwickelt, wenn sich junge Schauspieler im Ruhrgebiet bewerben. Ihre Chancen sind gut, da es nach zwölf Jahren im Ensemble Fluktuationen gibt und wir zuweilen Bedarf für eine zweite Besetzung haben. In solchen Fällen können wir mittlerweile aus einer Vielzahl hochkarätiger Bewerbungen wählen.

Vielen Dank für das Interview Herr Stratmann.

Sehr gerne.

 

Interview: Oliver Bartkowski

Fotos: Mondpalast